Die Suchstrategie

Um erfolgreich zu recherchieren, ist es nicht nur wichtig zu wissen, was du suchst, sondern auch wie du suchst.

Die folgenden Tipps kannst du für die meisten Suchtools verwenden. Wir möchten dir in diesem Abschnitt die Grundlagen der Recherche im Überblick zeigen. Es kann also sein, dass die genaue Anwendung in den Suchtools etwas anders ist. Die Details findest du immer auf den Hilfeseiten der einzelnen Suchtools.


Exkurs: KI-Tools als Einstiegshilfe für deine Literaturrecherche
Falls du Schwierigkeiten hast, deinen optimalen Suchansatz zu finden, kann es sinnvoll sein, die Hilfe von KI-Tools in Anspruch zu nehmen.
ChatGPT kann dir helfen, Ansatzpunkte für Suchstrategien zu einem bestimmten Thema zu finden. Es ist u.a. in der Lage Vorschläge für Kombinationen aus Begriffen und Operatoren zu liefern, die für deine Suche sinnvoll sind.
Die Basisversion von ChatGPT is kostenlos, du musst dich nur registrieren.
Du solltest aber in jedem Fall mit deinen Lehrenden abklären, ob und in welchem Umfang der Einsatz von KI-Tools erlaubt ist. Mehr Informationen dazu, wie und wofür KI-Tools bei der Literaturrecherche eingesetzt werden können und was dabei beachtet werden sollte, findest du hier.


Was ist eine Stichwortsuche / Schlagwortsuche?

Die Suche mit einem freien Begriff, der im Titel oder der Beschreibung eines Textes vorkommt (Stichwort) bzw. mit einem kontrollierten Begriff, welcher den thematischen Inhalt beschreibt (Schlagwort).

Das Stichwort

Im engeren Sinne bezeichnet man als Stichwörter (engl.: keywords) die Begriffe, die im Titel eines Dokuments vorkommen.

Einige Suchtools verwenden allerdings eine breitere Definition des Begriffs „Stichwort“. In diesem Fall werden alle Begriffe als Stichwörter betrachtet, die irgendwo in der bibliographischen Beschreibung eines Textes auftauchen. Dabei werden auch das Impressum (Verlagsort, Verlag usw.) und gegebenenfalls ein Abstract (eine zusammenfassende Inhaltsangabe) einbezogen. So werden nicht nur spezifische Schlüsselbegriffe erfasst, sondern auch alle anderen Wörter, die in der Beschreibung zu finden sind.

Diese weitgefasste Suchmöglichkeit, zumeist Freitext-Suche genannt, erweitert den Suchumfang, kann aber auch dazu führen, dass du leicht viele irrelevante Treffer erhältst. Suchst du beispielsweise nach den Stichwörtern „Wien“ und „Wirtschaftsstandort“, wird bei einer Freitextsuche auch die Veröffentlichung „St. Pölten als Wirtschaftsstandort“ in der Ergebnisliste erscheinen, nur weil das Stichwort „Wien“ als Verlagsort angeführt ist.

Das Schlagwort

Mit Schlagwörtern (engl.: subject headings) wird der Inhalt eines Dokuments beschrieben.

Diese beschreibenden Begriffe werden dabei nicht frei festgelegt, sondern aus einer standardisierten Liste entnommen.

Bei einer Schlagwortsuche kommt es also darauf an, die „richtigen“ Begriffe zu verwenden. Bevor du loslegst, empfehlen wir dir daher sicherzustellen, ob die Begriffe, die du eingeben möchtest, als Schlagwörter verwendet werden. Dafür kannst du in alphabetischen Listen oder Indices stöbern. In einem solchen Schlagwortindex (wie etwa dem Standard-Thesaurus Wirtschaft der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft) wirst du zum Beispiel unter dem Eintrag für „Inflation“ zusätzlich auf Begriffe wie „Inflationsrate“, „Inflationstheorie“ und „Inflationsbekämpfung“ stoßen. Dies erleichtert dir nicht nur die Suche nach relevanter Literatur, sondern macht dich eventuell auch auf weitere interessante Aspekte deines Themas aufmerksam, die du bisher noch gar nicht bedacht hast.


Wie kann ich mehrere Suchbegriffe miteinander verknüpfen?

Um Suchbegriffe miteinander zu verknüpfen, verwendet man Suchoperatoren. Man nennt sie auch Boolesche Operatoren, da sie vom Mathematiker George Boole definiert wurden.

UND-Operator

Mit dem UND-Operator verbindest du verschiedene Suchbegriffe. Du verwendest ihn dann, wenn du möchtest, dass alle deine Suchbegriffe in einem Dokument vorkommen sollen. In vielen Suchtools ist der UND-Operator als Standardverknüpfung vorgegeben. Da der UND-Operator eine Schnittmenge der Ergebnisse repräsentiert, kannst du ihn gut zur Verringerung deiner Trefferzahl verwenden.

Ein Venn-Diagramm bestehend aus zwei Kreisen die sich überschneiden. Im linken Kreis steht das Wort „Arbeitslosigkeit“, im rechten „Inflation“. Im Überlappungsbereich steht das Wort „und“. Darunter steht „Die Schnittmenge repräsentiert die Anzahl der Treffer, in der alle Suchbegriffe vorkommen“.

Als UND-Operator werden oft auch AND, + oder & verwendet.

Beispiel: Arbeitslosigkeit UND Inflation

Findet nur Dokumente, in denen alle Suchbegriffe vorkommen

ODER-Operator

Ein Venn-Diagramm bestehend aus zwei Kreisen, die sich überschneiden. In der Fläche der beiden Kreise steht „Arbeitslosigkeit oder Erwerbslosigkeit“. Eine geschwungene Klammer umfasst die Fläche beider Kreise. Darunter steht: Die Vereinigungsmenge repräsentiert die Anzahl der Treffer, in der entweder Arbeitslosigkeit oder Erwerbslosigkeit oder beide Wörter vorkommen.

Den ODER-Operator verwendest du, wenn einer oder mehrere Suchbegriffe in einem gefundenen Dokument vorkommen sollen. Mit ODER verbindest du ähnliche Suchbegriffe bzw. Konzepte und erhöhst so deine Trefferzahl.
Im Englischen wird als ODER-Operator OR verwendet.

Beispiel: Arbeitslosigkeit ODER Erwerbslosigkeit

findet Dokumente, in denen einer oder beide Suchbegriffe vorkommen.

NICHT-Operator

Ein Venn-Diagramm bestehend aus zwei Kreisen, die sich überschneiden. Im linken Kreis steht „Arbeitslosigkeit“, im rechten Kreis und in der Teilmenge beider Kreise steht „nicht Jugendliche“. Eine geschwungene Klammer umfasst den linken Kreis ohne Teilmenge, darunter steht: „Die Teilmenge repräsentiert die Anzahl der Treffer, in der das Wort Arbeitslosigkeit vorkommt, aber nicht das Wort Jugendliche.“

Mit dem NICHT-Operator kannst du einen Begriff von den Treffern ausschließen. Wenn du also möchtest, dass ein bestimmter Suchbegriff nicht in einem Dokument vorkommt, verwendest du diesen Operator. Dadurch reduzierst du zwar die Anzahl der Treffer, erhöhst aber gleichzeitig die Relevanz der verbleibenden Ergebnisse.

Je nach Suchtool werden als NICHT-Operator oft auch UND NICHT, NOT, AND NOT,  – (Minussymbol) verwendet.

Beispiel: Arbeitslosigkeit NICHT Jugendliche

findet Dokumente, in denen der eine, aber nicht der andere Suchbegriff vorkommt.


Wie kann ich mehrere Operatoren in einer Suche kombinieren?

Bei der sogenannten Gruppierung der Suchbegriffe kannst du innerhalb einer Suchanfrage verschiedene Suchoperatoren ineinander „verschachteln“. In vielen Datenbanken und Internetsuchmaschinen ist es so möglich, deine Suchbegriffe mit den gewünschten Suchoperatoren zu kombinieren, zum Beispiel mithilfe von runden Klammern (…).

Beispiel: (customer OR consumer) AND behaviour

Als Ergebnis dieser Suche werden alle Titel angezeigt, die die Begriffe customer oder/und consumer und den Begriff behaviour enthalten.

Screenshot aus der Datenbank EBSCO. Das oben genannte Beispiel wurde in der Suchmaske eingegeben, ebenfalls wurde der Reiter „Boolean/Phrase“, welcher ebenfalls das Beispiel angibt, neben der Ergebnisliste hervorgehoben.

Je nach Datenbank kann die Darstellung der Suchfelder und Operatoren bei der Eingabe variieren. 


Wie kann ich nach mehreren Schreibvarianten oder Endungen eines Wortes suchen?

Bei der Trunkierung handelt es sich um eine nützliche Technik, bei der du ein oder mehrere Zeichen (Buchstaben) eines Suchbegriffes durch Symbole ersetzt. Anstelle dieses Platzhalters können dann beliebige Buchstaben stehen. Du erweiterst damit deine Suche auf mehrere Varianten eines Begriffs. Die genutzten Symbole können je nach Suchtool unterschiedlich sein. Eines der gängigsten Symbole ist jedoch das Stern-Symbol * (auch Asterisk genannt). Du kannst die Trunkierung entweder am Wortanfang, am Wortende oder innerhalb eines Wortes einsetzen.

Am häufigsten wird sie am Wortende verwendet. Damit suchst du nach allen Begriffen, die den gleichen Wortanfang haben. Sinnvoll ist das z.B. falls du sowohl Einzahl als auch Mehrzahl eines Begriffes in deine Suche einbeziehen willst, da du so nach beiden Varianten gleichzeitig suchst.

Beispiel: Hund* findet das Wort Hund, aber auch das Wort Hunde.

Ein Baum, an dessen Stamm das Wort „makroökonomie“ steht. Mithilfe der Trunkierung „makroökonomi*“ kann eine Reihe von verschiedenen Begriffen abgedeckt werden, die neben dem Baum aufgelistet sind: makroökonomie, makroökonomik, makroökonomisch, makroökonomische, und weitere. Ein Pfeil neben diesen Begriffen zeigt, dass diese den ganzen Baum abdecken.

Die Trunkierung am Wortanfang verwendest du z.B. bei unterschiedlichen Schreibweisen.

Beispiel: *redit findet die Wörter Kredit und auch Credit.
 

Auf der linken Seite ist eine Frau schemenhaft abgebildet, auf der rechten Seite 6 Frauen. Dazwischen steht das Wort „wom*n“, welches mit jeweils einem Pfeil auf die einzelne Frau und die Mehrzahl an Frauen deutet.

Auch die Trunkierung innerhalb eines Wortes kannst du bei unterschiedlicher oder ungewisser Schreibweise einsetzen. Speziell in der englischen Sprache gibt es signifikante Unterschiede zwischen der britischen und der amerikanischen Schreibweise. Mit der Trunkierung kannst du ganz einfach nach beiden Varianten eines Wortes suchen.

Beispiel: labo*r findet sowohl die amerikanische Schreibweise labor als auch die britische labour.

Wichtig ist, dass du die Trunkierung nicht wahllos einsetzt, sondern überlegst, an welcher Stelle des Wortes sie sinnvoll ist.

Ein Beispiel für eine weniger sinnvolle Trunkierung ist Wirtschaft*. Bei dieser Suchabfrage würdest du z.B. über den WU KatalogPLUS 1.458.506 Treffer erhalten (Stand: Juli 2023). Grund dafür ist, dass in diesem Fall nach allen Wörtern, die mit „Wirtschaft“ beginnen, gesucht wird. Das sind u.a.:

Wirtschaftlichkeit
 Wirtschaftlichkeitsberechnung
  Wirtschaftlichkeitsgrundsatz
   Wirtschaftlichkeitsprinzip
    Wirtschaftsaufschwung
     Wirtschaftsberatung
      Wirtschaftsbeziehungen
       Wirtschaftsdemokratie
        Wirtschaftsdidaktik
         Wirtschaftsdynamik
          Wirtschaftsethik
           Wirtschaftsförderung
            …
             Wirtschaftszweig

Überlege dir also gut, ob und an welcher Stelle du die Trunkierung einsetzt, damit du möglichst umfassende und gleichzeitig relevante Literatur zu deinem Thema findest.


Wie kann ich nach einer exakten Wortfolge suchen?

Mit der Phrasensuche kannst du nach exakt aufeinanderfolgenden Worten suchen. Sie ist ein einfaches Mittel, um deine Trefferzahl zu verringern und gleichzeitig die Relevanz der gefundenen Treffer zu erhöhen. Sie bietet sich vor allem dann an, wenn du einen mehrteiligen Suchbegriff wie einen Namen (z.B. Person, Ort) oder Fachbegriff finden möchtest.

In den meisten Datenbanken und Internetsuchmaschinen kannst du die Phrasensuche benutzen. In der Regel geht dies ganz einfach, indem du die gesuchte Wortfolge in Anführungszeichen setzt.

„human resource management“

Allerdings solltest du beachten, dass mit der Phrasensuche nur nach exakt dieser Kombination der Wörter gesucht wird. Bei Namen kann beispielsweise die Reihenfolge der Bestandteile variieren.

„Monika Mustermann“ oder „Mustermann, Monika“


Wie bekomme ich Treffer, in denen meine Suchbegriffe nah beieinander stehen?

Mit dem Näheoperator (auch Kontextoperator) kannst du bestimmen, wie weit deine Suchbegriffe in den Treffern maximal voneinander entfernt sein sollen. Das ist ein guter Trick, um eine große Treffermenge auf relevante Treffer einzugrenzen.

Stell dir zum Beispiel vor, du möchtest dir einen Überblick über ein Fachgebiet verschaffen und suchst deshalb nach Literature Reviews aus diesem Bereich. Verknüpfst du die Begriffe literature und review mit dem UND-Operator (literature AND review), bekommst du Treffer, in denen die Worte literature und review an komplett unterschiedlichen Stellen im Text stehen – es handelt sich also gar nicht um Literature Reviews. Natürlich kannst du die Phrasensuche verwenden, um nach der genauen Wortfolge „literature review“ zu suchen: Damit findest du aber keine alternativen Formulierungen, wie zum Beispiel „review of the literature“, wodurch möglicherweise relevante Treffer verloren gehen.

Mit dem Näheoperator kannst du dieses Problem leicht lösen: Du kannst zum Beispiel angeben, dass die Wörter literature und review in den Ergebnissen von maximal 2 Wörtern getrennt werden dürfen. Dabei ist egal, in welcher Reihenfolge die Suchbegriffe auftreten.

Wie der Näheoperator konkret aussieht, hängt von der Datenbank ab, in der du suchst. In der Regel besteht er aus einem Symbol, gefolgt von einer Zahl. Die Zahl gibt dabei an, wie viele Wörter maximal zwischen den Suchbegriffen stehen dürfen. Du findest hier Erklärungen zu drei beliebten Datenbanken: EBSCO, ProQuest und Scopus.

Tipp: Die meisten Datenbanken haben eine Help-Seite, auf der du ganz einfach nachlesen kannst, wie der Näheoperator aussieht.

Der Näheoperator in EBSCO

Symbol: N

Beispiel: literature N2 review

Der Näheoperator in ProQuest

Symbol: N/

Beispiel: literature N/2 review

Der Näheoperator in Scopus

Symbol: W/

Beispiel: literature W/2 review


Videotutorials

Diese Tutorials zeigt dir anhand von konkreten Beispielen, wie du nach bestimmten Phrasen suchst und wie du dein Suchkonzept aufbaust.


Quiz

Teste dein Wissen mit unserem Quiz zur Suchstrategie!